Der linke Flügel, oder der Nordseitige, zeigt Szenen aus dem Leben des Martin von Tours.
Martin wurde 317 geboren. Die große Figur symbolisiert die Bedeutung des Heiligen; die kleine Figur die Armut und Geringachtung des armen Menschen, der auf milde Gaben angewiesen ist.
Der Heilige reicht dem Bettler eine Münze.
Wir hören von ihm als einem berittenen römischen Soldaten, sicher von hohem Rang, sonst wären Reittier und Umhang weniger kostbar.
Das rechte Bild zeigt ihn als Soldat einer berittenen römischen Truppe, wie er durch ein Waldgebirge reitet. Er hat sein Pferd angehalten und schneidet mit dem Schwert ein Stück seines Mantels ab, nachdem ein kniender Pilger seine Hand bereits herausstreckt.
Die Form der Krücke und die Darstellung der verbundenen Unterschenkel lässt manche Historiker an Menschen denken, die durch das Antonisfeuer ihre Glieder verloren haben - der Pilz des Mutterkorns machte frisches Getreide giftig und die Menschen krank.
Im Kloster gelagertes Getreide verlor durch die Trocknung diese krankmachende Wirkung und den Menschen konnte Linderung gebracht werden - möglicherweise war solch ein Kloster in Schortens.
Auf dem linken Bild erscheint Christus dem Martin in der folgenden Nacht im Traum. Er zeigt das abgeschnittene Mantelstück vor und erklärt, dass der bettelnde Pilger niemand anders als er, Christus selbst gewesen sei.
Die Legende berichtet, dass Martin sich taufen lässt. Er muss darum aus dem römischen Kriegsdienst ausscheiden und kehrt in seine ungarische Heimat zurück. Dort führt er ein Einsiedler- und Wanderleben, bis er 360 nach Poitiers berufen und zum Bischof geweiht wird.
Auf dem rechten Bild sehen wir zwei Bischöfe neben ihm stehen. Sie setzen ihm die Mitra, Bischofsmütze, auf.
So wurde den Menschen, die im Mittelalter nicht lesen konnten, die Weihe dieses Mannes zum Bischof nahe gebracht.
Martin bleibt auch als Bischof seinem mönchischen Ideal treu und gründet das nach ihm benannte Kloster in
Tours. Von dort aus wird ihm unermüdliches Wirken zur Bekehrung der Ungläubigen und der als ketzerisch verworfenen Sekte der Arianer nachgerühmt.
Das lilnke Bild zeigt unseren Heiligen, wie er die Hand zum Segen erhebt. Er greift die legendarische Anschauung auf, dass er, wie vom heiligen Glanz umstrahlt, seine Messe liest.
Der Heilige Martin von Tours war der Namenspatron des später geborenen Martin Luther. Weil dieser am Namenstag des Heiligen getauft wurde (11. November) bekam er dessen Namen, wie es im Mittelalter üblich war. Der eigentliche Geburtstag Martin Luthers (10. November) verlor darüber an Bedeutung.
Das rechte Bild zeigt, wie der Bischof Martin einen verstorbenen Schüler entsprechend der Legende vom Tode auferweckt. Die vertrauensvollen Eltern stehen hinter Martin, um ihren ins Leben zurückgerufenen Sohn in Empfang zu nehmen.
Im rechten und letzten Bild sehen wir St. Martin auf dem Sterbelager. Entgegen allem Prunk vieler Bischöfe seiner Zeit bleibt er seinem Ordensschwur treu und wird soldatisch mönchisch schlicht beigesetzt.
Das Wort Gottes, das ihm aus der Bibel vorgelesen wird und die brennende Kerze als Licht des Lebens sollen uns als Zeichen seines Glaubens dienen.
Nach seiner Heiligsprechung wird sein Begräbnistag, der 11. November, zum Martinstag. An diesem Tag wurde 1483 der spätere Reformator Martin Luther getauft und erhielt danach seinen Namen.